Antrag: Prüfung eines öffentlichen Schaudepots mit Ausstellungsfläche in Augsburg
Antrag: Prüfung eines öffentlichen Schaudepots mit Ausstellungsfläche in Augsburg
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
die Kunstsammlungen Augsburg gehören mit jährlich über 300.000 Besucherinnen und Besuchern der Dauer- und Sonderausstellungen zu den erfolgreichsten kommunalen Museen Deutschlands. Hinzu kommen die Organisation von vielen kulturellen Veranstaltungen und Terminen der Kunst-, Musik und Kulturvermittlung.
Die Ausstellungen der Kunstsammlungen & Museen Augsburg sind zwar der „sichtbare“ und öffentlichkeitswirksame Teil der Bildung und Vermittlung. Die Aufgaben der Kunstsammlungen umfassen aber auch weitere zentrale und fachlich vorgegebene Aspekte wie Sammeln, Erforschen und Bewahren. Zentraler Bestandteil ist daher, die Sammlungen sicher zu verwahren, für die Nachwelt zu erhalten, ggf. zu restaurieren und zu konservieren und bei diesen Aspekten auch den Bereich der Vermittlung in zunehmendem Maße mit einzubeziehen.
In diesem Zusammenhang kommt der Aufbewahrung, Restaurierung und Zugänglichmachung der wertvollen Sammlungen auch für Augsburg eine zentrale Aufgabe zu. Auch das vom Stadtrat beschlossene Museumsentwicklungskonzept (vgl. BSV 19/03350) und dessen zugrundeliegendes umfassendes Manuskript „Die Augsburger Museumslandschaft“ wendet sich in einem eigenen Abschnitt (Nr. 3.3, S. 53 ff.) der Frage der Aufbewahrung und der Depot-Situation zu und kommt zu folgendem Ergebnis:
„Neben den Ausstellungs- und Schauräumen sind zum dauerhaften Betrieb eines Museums Depotflächen erforderlich, die zur sachgerechten und konservatorisch einwandfreien Unterbringung der Sammlungsbestände dienen…Zudem bieten die als Depot genutzten Lagerräume keine angemessenen konservatorischen Bedingungen. Die Anforderungen an Depoträume im Hinblick auf den Brand- und Einbruchsschutz, auf mögliche Wasserschäden, die klimatischen Verhältnisse oder den Schutz vor Schädlingen lassen … nicht im notwendigen Maße herstellen. Die Folge sind nicht zuletzt erhöhte Restaurierungs- und Konservierungskosten. Das Gutachten … schlägt daher ein neues Zentraldepot … vor, in dem das Sammlungsgut aus dem Rathaus, dem Huber-Haus, der Riedinger-Halle und dem Ballen-Haus … zusammengefasst werden könnten. Außerdem könnte dort zugleich Lagerfläche für Akten und Kataloge entstehen und es ließen sich dort auch alle Restaurierungswerkstätten … zentral unterbringen. Damit ließen sich langfristig erhebliche Mietkosten einsparen, Aufwendungen für Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen reduzieren und vielfältige Synergieeffekte (Gebäudeunterhalt, Werkzeugnutzung etc.) generieren.“
Diese Empfehlung kann zum jetzigen Zeitpunkt mit einem internationalen Museumstrend, nämlich der Errichtung eines Schaudepots, insbesondere für Gemälde, verbunden werden. Mit einem öffentlichen Schaudepot kann Besucherinnen und Besuchern ein Eindruck von Umfang und Komplexität der Sammlungen ermöglicht und zugleich ein Blick „hinter die Kulissen“ in Schau-Restaurationswerkstätten und die Museumsarbeit gewährt werden. Beispiele hierfür können das neue Schaudepot des Von der Heydt-Museum in Wuppertal oder das Schaudepot der Kunsthalle Rostock sein. Bilder des Wuppertaler Schaudepots zeigen die qualitativ hochwertigen Möglichkeiten eines solchen Depots auf, die auch einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung in der Stadt Augsburg leisten können (siehe Anhang).
Für die Einrichtung eines öffentlichen Schaudepots mit Bereichen für Besucherinnen und Besuchern und einer flexibel nutzbaren Ausstellungsfläche mit Museumsladen und Museumskaffee bietet sich der aktuell zur Verfügung stehende große Kirchenraum von St. Johannes am Friedensplatz in Augsburg-Oberhausen an. In diesem Raum könnte das fachlich empfohlene Zentraldepot mit Schau-Fachwerkstätten, insbesondere für die Gemäldesammlung, entstehen.
Hier kann auch die in Augsburg seit langem vorhandene Provenienzforschung mit in das Konzept verschränkt werden. So ist es möglich, mit QR-Codes am Schaudepot die Besucherinnen und Besucher direkt zu einem Multimediaguide und zu weiteren Informationen zu den gezeigten Gemälden zu führen. Forschung und Vermittlung kommen so mit modernsten Methoden zusammen und können einen herausragenden Beitrag zur kulturellen Bildung von Menschen jeglichen Alters leisten.
Der Friedensplatz in Augsburg-Oberhausen bietet sich als Ort für eine solche Konzeptionierung an. Am Friedensplatz liegt das Bistumsarchiv, mit dem ein kultureller Knotenpunkt in Augsburg Oberhausen verstärkt werden kann. Der großzügige Kirchenraum kann zudem mit einer In-House-Gestaltung sammlungsgerecht und denkmalschutzgerecht genutzt werden. Auch mit Blick auf die Feststellungen des vom Stadtrat beschlossenen integrierten Handlungskonzepts Oberhausen ist eine Verstärkung der kulturellen Aspekte im Quartier wünschenswert und lassen sich sehr gut mit dem stadtgeschichtlichen und museumsfachlichen Anliegen verbinden. Die notwendige Einrichtung eines Schaudepots ist dabei explizit unabhängig von der Frage zu prüfen, ob zukünftig soziale Einrichtungen bei St. Johannes untergebracht werden oder nicht. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt die realistische Möglichkeit, neben den Bedarfen der Kunstsammlungen auch stadtteilgeschichtliche Aspekte vor Ort – etwa Oberhausen als Urzelle des römischen Militärlagers und damit als Gründungsort Augsburgs, aber auch die Industrie- und Migrationsgeschichte – darzustellen. Diese Möglichkeit gilt es zu nutzen.
Neben der räumlichen und zeitlichen Verfügbarkeit ist auch die absehbare Finanzierbarkeit einer Einrichtung der Kunstsammlungen & Museen im Zusammenwirken verschiedener Institutionen positiv zu bewerten. Der Friedensplatz mit dem Bistumsarchiv sowie die Lage von St. Johannes mit einer guten Anbindung an den ÖPNV bietet viele Möglichkeiten, vor Ort im Stadtteil Oberhausen und zugleich sichtbar in der Gesamtstadt einen kulturpolitischen Leuchtturm zu setzen.
Die CSU-Fraktion stellt daher folgenden Prüfantrag:
- Die Verwaltung wird beauftragt, die Möglichkeiten einer öffentlichen Ausstellungs- und Sammlungsfläche in Form eines öffentlichen Schaudepots und mit flexiblen Ausstellungsflächen der Kunstsammlungen & Museen Augsburg in Augsburg zu prüfen und dabei auch die Option im Stadtteil Oberhausen im Kirchenraum St. Johannes am Friedensplatz einzubeziehen.
- In die Prüfung sollen auch die Darstellungsmöglichkeiten der Stadtteilgeschichte Oberhausens (Römischer Ursprungsort von Augsburg, Industriegeschichte, Migrations- und Integrationsgeschichte etc.) einbezogen werden.
- Die Einrichtung soll auch ein öffentliches Museumskaffee sowie nach Möglichkeit einen Museumsladen umfassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Leo Dietz
Fraktionsvorsitzender
Thomas Lidel
Stadtrat
Andreas Jäckel
Stadtrat
Bernd Kränzle
3. Bürgermeister
Benedikt Lika
Stadtrat
Matthias Fink
Stadtrat
Claudia Haselmeier
Stadträtin
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